Regionalverband Ostwürttemberg

Flächenverbrauch geht ungebremst weiter

08. Februar 2024

In fast allen Kommunen geht die Ausweisung von Gewerbe- und besonders Wohngebieten weiter, als würde es kein Morgen geben.

Bei der täglichen Zeitungslektüre fällt auf, dass im Ostalbkreis in fast allen Kommunen und Städten die Ausweisung von Gewerbe- und besonders Wohngebieten weitergeht, als würde es kein Morgen geben. Bei den Politiker*innen und in den Verwaltungen der Gemeinden und Städten im Ostalbkreis scheint es keine Klimakrise und den rasanten Artenschwund zu geben. Jede zusätzliche Bodenversiegelung durch Baugebiete und Straßenbau verschärft jedoch die Klimakrise weiter. Der Boden als einer der wichtigsten CO2-Speicher wird über Jahrhunderte versiegelt.

Jeder Busch, jeder Baum und jede Wiese, die unter Beton und Asphalt begraben wird, verringert die Aufenthaltsorte und Lebensräume für unsere Insekten, Vögel und Kleintiere und schmälert die Artenvielfalt in dramatischer Weise. Es ist auffallend, dass die Begründungen für die Bodenversiegelung und den Flächenverbrauch immer die gleichen sind: “Wir wollen unseren jungen Menschen Baumöglichkeiten schaffen, so dass sie hier bei uns bleiben“.

Jeder Stadt- und Gemeinderat äußert sich so oder ähnlich. Ganz anders sieht es dann aber aus, sobald es um Freiflächen-Photovoltaikanlagen geht. Diese werden oft rigoros abgelehnt nach dem Motto „wir wollen unseren Landwirten nicht wertvolle Ackerfläche entziehen, damit die Lebensmittelproduktion weiter bei uns bleibt und unseren Landwirten nicht die Bewirtschaftungsgrundlage entzogen wird.“ Was für eine Heuchelei. Bei den Photovoltaikanlagen bleibt der Boden erhalten und wird teilweise sogar ökologisch für unsere Insekten- und Tierwelt aufgewertet. Und nach 20 Jahren kann der Boden sogar wieder für die Lebensmittelproduktion verwendet werden.

Bei Baugebieten ist die landwirtschaftliche Nutzung über Jahrzehnte, wenn nicht sogar für immer verloren. Und noch verlogener wird die politische Heuchelei, wenn die Landwirt*innen quasi „kalt“ enteignet werden und sie nicht einmal Ausgleichsflächen für die verlorenen Flächen erhalten, sondern „nur“ ein Baugrundstück auf ihren ehemaligen landwirtschaftlichen Flächen bekommen sollen.


„Auch die angebliche Bevorzugung der so oft zitierten Photovoltaik-Anlagen auf den Gebäuden statt auf den Äckern verfängt nicht mehr,“ so BUND-Regionalvorsitzender Werner Gottstein. „Wo sind denn die Initiativen zur Förderung und vor allem die Beratung von PV-Anlagen auf privaten Gebäuden der Gemeinden? Meistens Fehlanzeige. Wo sind die PV-Anlagen der Gemeinden und Städten auf den vielen Parkplätzen vor ihren Schulen, Rathäusern und Sportanlagen? Absolute Fehlanzeige.“


Bevor hier durch die Politik und die Verwaltungen weiter gegen angebliche Bodenversiegelung durch Freiflächenphotovoltaik-Anlagen gewettert wird, sollten sie erst einmal die Bodenversiegelung durch Neubaugebiete und Straßen überdenken und deren Planung schnellstens beenden. Innerörtliche Bauplätze und leerstehende Gebäude können die Kommunen für junge Familien attraktiv machen. „Also lasst uns nicht jammern und schwätzen über die Klimakrise und über die notwendige Klimaanpassung, sondern packen wir es endlich an und lasst uns sofort handeln,“ fordert BUND-Regionalvorsitzender Werner Gottstein die Verantwortlichen auf.

   

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