Regionalverband Ostwürttemberg

Naturschützer appellieren - Gartenschauen müssen wilder werden!

08. Mai 2019

Kurz vor der Eröffnung der Remstalgartenschau bittet der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Organisatoren und Besucher um Rücksicht auf wildlebende Tiere und Pflanzen. Angesichts des dramatischen Artensterbens müssten Gartenschauen künftig mehr als bisher zeigen, was Kommunen und Bürger für den Erhalt der biologischen Vielfalt tun können.

Plötzlich ist das Kinderzimmer weg- Schwäne Helga und Georg können nicht brüten

Kurz vor der Eröffnung der Remstalgartenschau bittet der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Organisatoren und Besucher um Rücksicht auf wildlebende Tiere und Pflanzen.

Angesichts des dramatischen Artensterbens müssten Gartenschauen künftig mehr als bisher zeigen, was Kommunen und Bürger für den Erhalt der biologischen Vielfalt tun können.

 

Noch rollen die Bagger, Blumenkübel werden gepflanzt,  letzte Flächen werden mit Rollrasen verlegt um Flächen optisch aufzuwerten. 

Andreas Mooslehner, Regionalgeschäftsführer des BUND kann sich nicht vorbehaltlos über die Remstalgartenschau freuen. „ in den letzten Monaten hatten

wir alle Hände voll zu tun, ökolgisch wertvolle Gebiete und Stadtbäume in Schwäbisch Gmünd vor den in aller Eile durchgeführten Bauarbeiten zu schützen“

In letzter Minute gestoppt wurden ein großflächiger Gifteinsatz vom Hubschrauber aus gegen den Eichenprozessionsspinner, der auch ein wichtiges Waldbiotop

im Taubental getroffen hatte. Verworfen wurde nach Protest vieler Natur- und Tierschützer auch die geplante Volierenhaltung von Weißstörchen im Himmelsgarten.

Die Bauarbeiten am neuen Lindenturm, der in einem Naturdenkmal liegt wurden vom BUND Arbeitskreis Baumschutz begleitet.

Bei der Neugestaltung des Sebaldplatzes konnte man im Dialog mit der Stadt und den beauftragten Firmen eine größtmögliche Schonung der empfindlichen

Wurzelbereiche des stattlichen Baumbestandes erreichen. Am neugestalteten Zeiselberg war man weniger erfolgreich. Hier fielen drei alte Roßkastanien und

die Wurzelbereiche der Linden und anderer Bäume wurden rücksichtlos verdichtet und verletzt was die Vitalität beeinträchtigt und die Anfälligkeit für Krankheiten erhöht.

 

Am Zusammenfluss von Rems und Josefsbach am Forum Gold und Silber wurden die dauerhaften Eventflächen mit dem Kirchenboot am Remsstrand weiter in den Gewässerbereich hineingeschoben. Die zuvor dicht bewachsene Remsinsel, Rückzugsort für Wasservögel und Brutgebiet der Schwäne wurde komplett planiert. Und das,  obwohl zuvor das Wasserwirtschaftsamt, u.a. zuständig für den Hochwasserschutz, nach Angaben des BUND eine zweistufige Pflege empfohlen hatte. Der zuvor hier anzutreffende Graureiher fehlt seitdem, auch der herrliche Eisvogel macht sich rar. 

 

Der BUND bemängelt außerdem, dass Pflegemaßnahmen auf ökologisch wichtigen Flächen nicht abschnittsweise durchgeführt werden, was besonders den Insekten zugute käme, sondern großflächig auf einen Rutsch. Dies betrifft unter anderem die mit Wildblumen eingesäten Hangflächen sowie die gewässerbegleitende Vegetation am Josefsbach. Der Aufwuchs bietet zudem viele Versteckmöglichkeiten, die für Wasservögel aufgrund des nahen Fußweges wichtig sind. Leider hat in der Vergangenheit achtloses Arbeiten mit dem Freischneider hier schon Gelege zerstört. Diese wilden, auch mit Brennesseln besetzten Bachrandbereiche sind beispielsweise für Schmetterlingsraupen wichtig, auch Disteln haben aus demselben Grund eine wichtige Funktion.  

 

Der BUND bittet alle Gartenschaubesucher um besondere Rücksicht an den Gewässerbereichen und im ökologisch wertvollen Taubentalwald, den wieder zehntausende Besucher durchqueren werden. „Auch abseits der Blumenbeete gibt es eine Wunderwelt aus schwirrenden Libellen, tanzenden Schmetterlingen und getigerten Feuersalamandern zu entdecken,“ so Andreas Mooslehner vom BUND. „Wir sollten Flächen so gestalten, dass wir Tiere und Pflanzen in ihrem natürlichen Lebensraum erleben können. Das bedeutet aber auch, das der Mensch ihnen Raum lässt und eigene Bedürfnisse zurückstellt.“  Er erinnert daran, dass nach Angaben der Vereinten Nationen eine Million Arten vom Aussterben bedroht sind und die Zahl der Insekten dramatisch zurückgegangen ist. „Wir müssen das Konzept von Gartenschauen grundsätzlich anders ausrichten. Nicht als einmalige Eventveranstaltung betrachten, sondern auf eine dauerhafte Nachhaltigkeit achten. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Gemeinde Abtsgmünd, die seit Jahren eine Wildblumensommer-Aktion mit vielen Begleitveranstaltungen durchführt,“ verdeutlicht er seinen Ansatz.

 

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