Windenergie ja, aber nicht auf Kosten der Natur
Naturschutzverbände kritisieren Fortschreibung des Regionalplans Windkraft in Ostwürttemberg
Die führenden Naturschutzverbände in Ostwürttemberg, NABU, BUND, ANO und die AG Fledermausschutz, äußern massive Kritik an der geplanten Fortschreibung des Regionalplans Windkraft. Sie warnen vor erheblichen negativen Auswirkungen auf Natur und Umwelt und fordern eine deutliche Nachbesserung des Plans.
In ihrer gemeinsamen Stellungnahme, die sie dieser Tage an den Regionalverband Ostwürttemberg verschickt haben, heben die Naturschutzverbände hervor, dass die geplanten Vorranggebiete zahlreiche schützenswerte Gebiete tangieren und Lebensräume bedrohter Arten wie Fledermäusen und Vögeln gefährden. Insbesondere sei die Gefahr von Kollisionen und der Verlust wichtiger Brut- und Nahrungsgebiete nicht ausreichend berücksichtigt.
Gefahr für Vogelzug und naturnahe Wälder
Besonders kritisch sehen die Naturschützer die geplanten Windparks in wichtigen Verdichtungsräumen des Vogelzugs. Diese Gebiete sind essenziell für den internationalen Zugvogelverkehr, und Störungen könnten weitreichende Folgen für viele Vogelarten haben. Die geplanten Standorte gefährden somit nicht nur nationale, sondern auch internationale Schutzinteressen. Viele der ausgewiesenen Windvorranggebiete liegen zudem in Wäldern, was zu Rodungen und erheblichen Eingriffen in empfindliche Waldökosysteme führt. Die Naturschutzverbände fordern daher, naturnahe Wälder und Wildtierkorridore von der Windkraftnutzung auszunehmen.
Sonderweg bei den Siedlungsabständen schafft Probleme
Verschärft wird der Konflikt nach Ansicht der Naturschützer durch die pauschale Festlegung eines 1000-Meter-Abstands zu bewohnten Gebäuden anstatt der in Baden-Wütttemberg als Mindestgrenze geltenden 700 Meter. Diese landesweit einmalige Abstandsregelung zwinge die Windparks geradezu in ökologisch wertvolle Gebiete. Sie sei deshalb „unzureichend und teilweise kontraproduktiv.“ Die Verbände plädieren für differenzierte Abstandsregelungen, die sowohl den Natur- als auch den Menschenschutz berücksichtigen.
Flickenteppich von Standorten ist ineffizient
Ein weiterer Kritikpunkt ist nach Ansicht der Verbände die zunehmende Fragmentierung der Landschaft durch die Planung neuer Windkraftflächen, die ohne Rücksicht auf bestehende Standorte erfolgt. Diese Zersplitterung gefährde die ökologischen Zusammenhänge und beeinträchtige Wanderkorridore für Wildtiere. Dies könne eher vermieden werden, wenn man bestehende Standorte erweitere. Dort könne zudem die schon vorhandene Netzinfrastruktur genutzt werden, wodurch noch stärkere Preissteigerungen bei den Netzentgelten vermieden würden.
Repowering zuwenig genutzt
Die Naturschutzverbände bemängeln außerdem, dass das Potenzial des Repowerings – also der Modernisierung und effizienteren Nutzung bestehender Windkraftanlagen – nicht ausreichend genutzt wird. Bei konsequentem Repowering könne die Zahl der Neuanlagen reduziert, bereits genutzte Flächen optimiert und so neue Eingriffe in die Natur vermieden werden.
Viele Standorte ein No-go
Die Naturschützer sind überzeugt, dass auch bei einer konsequenten Berücksichtigung des Natur- und Artenschutzes der weitere Ausbau der Windenergie möglich ist und die Region Ostwürttemberg genügend unproblematische Flächen findet, um sogar mehr Fläche als die gesetzlich geforderten zwei Prozent auszuweisen.
Bei einigen der in der Vorlage enthaltenen Flächen sei es unter Umständen möglich, die Konflikte durch geeignete Vermeidungs- und Ausgleichsmaßnahmen zu entschärfen, heißt es in der Stellungnahme. Bei einer Reihe von Standorten sei dies jedoch nicht der Fall, so dass diese aus Sicht des Naturschutzes abgelehnt werden müssen. Dies sind im Einzelnen die Vorrangflächen Kirchheim/Unterschneidheim, Hornsberg, Weilermerkingen/Dehlingen, Dischingen/Nattheim, Ebnat, Utzenberg, Rechberger Buch, Schönbühl, Hermaringen, Langert sowie die Erweiterungen der bestehenden Windparks Lauterburg, Ellenberg/West und Königsbronn/Ebnat.