Regionalverband Ostwürttemberg

Flächenpläne übernutzen weiter die Ressourcen

05. Dezember 2022

Gemeinsame Pressemitteilung des BUND, NABU und LNV zum Entwurf des Regionalplans 2035 Ostwürttemberg

Gemeinsame Pressemitteilung des Landesnaturschutzverbandes (LNV), des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) für die Region Ostwürttemberg zum Entwurf des Regionalplans 2035

Flächenpläne übernutzen weiter die Ressourcen

Naturschutzverbände kritisieren Regionalplanentwurf

 

Aalen / Heidenheim  Der Entwurf des Regionalplanes 2035 für die Region Ostwürttemberg lässt richtige Ansatzpunkte erkennen. Beispiele hierfür sind Vorranggebiete für Naturschutz, Ansätze für die Energiewende und den Klimaschutz oder flächensparendes Bauen. Aus Sicht der  Naturschutzverbände BUND und NABU sowie dem Landesnaturschutzverband (LNV) sind viele Punkte aber weitgehend unverbindlich als sog "Grundsätze" festgelegt und nicht als verbindliche Ziele festgeschrieben. Aus Sicht der Naturschützer reichen die Anstrengungen nicht, um die an Dynamik gewinnende Klimakrise und das unverminderte Artenaussterben zu stoppen. Der geplante Flächenverbrauch für Wohnen, Gewerbe und Straßenbauprojekte findet an vielen Stellen unter dem Motto “Weiter so” statt. Aus Sicht der Naturschutzverbände gefährden die Pläne nicht nur die ökologische, sondern auch die ökonomische Zukunft der Region. Werden die Klima- und die Biodiversitätskrise nicht gelöst, so sind die ökologischen und ökonomischen Folgen unkalkulierbar. 

 

Die Bevölkerung der Region wächst in den letzten Jahren nur noch aufgrund von Zuzügen aus dem Ausland. Im Vergleich zum Jahr 2004 leben aktuell sogar 5.000 Menschen weniger in der Region. Zugleich altert die Bevölkerung sehr stark und infolge stehen in den Folgejahren immer mehr Bestandsimmobilien für eine Nachnutzung zur Verfügung. Andreas Mooslehner: "Wir verbauen aktuell auf der Grünen Wiese mehr als 160 Hektar landwirtschaftliche Flächen pro Jahr für Siedlungs- und Verkehrsflächen". Die Region liegt damit deutlich über dem Landesdurchschnitt und hat das von der Landesregierung ausgegebene Ziel von 2,5 Hektar pro Tag um mehr als das vierfache überschritten. Auch in der Fortschreibung des Regionalplans sind die Flächenansätze viel zu hoch und meilenweit von der angestrebten Netto-Null beim Flächenverbrauch entfernt. Trotz stagnierender Einwohnerzahlen und im Durchschnitt älter werdender Bevölkerung  treiben die Kommunen weiter Baugebiete für Einfamilienhäuser in die freie Landschaft und vernachlässigen den preisgünstigen Geschosswohnungsbau.“ so Markus Schmid vom NABU. "Wir Naturschutzverbände fordern daher eine drastische Reduktion der geplanten Flächen für Siedlungs- und Verkehrsflächen und sehen uns hier im engen Schulterschluss mit dem Bauernverband der Region." 

 

„Wir fordern die Verkleinerung bzw. Streichung  von raumbedeutsamen Siedlungs- und Gewerbegebieten, insbesondere dort wo durch Innenentwicklung, Nachverdichtung oder Sanierung Flächen mobilisiert werden können.“ So Hanspeter Pfeiffer vom Landesnaturschutzverband.“ Flächen mit hoher Bodenfruchtbarkeit, stadtklimatischer oder ökologischer Bedeutung müssen aus der Planung herausfallen.  Durch den Strukturwandel in der Wirtschaft und fehlenden Nachfolgern werden künftig immer mehr Firmengebäude leer stehen, trotzdem wird auf der grünen Wiese weitergeplant. Wir müssen eine Flächenkreislaufwirtschaft anstreben- es fehlen glaubwürdige Schritte zum Ziel der Netto-Null“

 

„Wir vermissen entschlossene Schritte zur  Stärkung und Weiterentwicklung des Natur- und Artenschutzes in der Region z.B. durch die Bereitschaft weitere Naturschutzgebiete auszuweisen, um der Biodiversitätskrise zu begegnen“ so Armin Dammenmiller vom Naturschutzbund (NABU)“ Die dazu erforderliche Vernetzung der Naturräume ist zwingend anzustreben, stattdessen verstärkt der Straßen und Siedlungsbau entlang der Entwicklungsachsen die Zerschneidung von Lebensräume für Pflanzen und Tiere ohne das Grünbrücken mitgeplant werden. Die Naturschutzverbände fordern mehr Engagement bei der Biotopvernetzung und ganz konkret zwei Grünbrücken über die B19 zwischen Königsbronn und Oberkochen und der B29 bei Lorch. Wir fordern zudem weitere Schritte zum Schutz der typischen artenreichen Streuobstwiesen der Region, die von Siedlungserweiterungen und Straßenbaumaßnahmen bedroht sind.

 

„Der Regionalplan 2035 ist in Bezug auf Klimaschutz, Klimaveränderung und Klimaanpassung rechtswidrig und komplett neu zu bearbeiten.“ fordert BUND Regionalverbandsvorsitzender Werner Gottstein“ Allein der im Regionalplan beschriebene Ausbau von Kreis- Landes und Bundesstraßen sowie der Ortsumfahrungen verhindert unabweisbar die Erreichung von Klimaschutzzielen im Bereich Verkehr. Wir erwarten eine klare Linie wie die Region das Restbudget der CO2 Äquivalente in Höhe von 2216600 t im Jahr 2022 zur Erreichung des 1,5 Grad Zieles auf 604500 t im Jahr 2030 zurückführen will.“
Leider habe die Region bisher keine einheitlichen Klimaschutzziele formulieren können – zumindest die Städte Aalen und Schwäbisch Gmünd, die mit zusammen 130.000 Einwohnern mehr als ein Viertel der Region repräsentierten, wollen im Jahr 2035 klimaneutral sein.

 

Auf einem besseren Weg sehen die Naturschützer dagegen den Ausbau der erneuerbaren Energien in der Region. Hier könnten die Herausforderungen in einem Zusammenwirken aller gemeistert werden. Bernd Engelhart Sprecher der LNV-Arbeitskreis Heidenheim: "Allerdings sollten vermehrt Dach- und Parkplatzflächen sowie Straßenränder für den Ausbau der Photovoltaik zum Zug kommen. Freiflächen-PV-Anlagen sind weitgehend zu vermeiden und wenn überhaupt als Agri-PV-Anlagen umzusetzen. Dies muss als verbindliches Ziel in den Regionalplan aufgenommen werden". Viele PV-Anlagen auf Gebäude scheitern auch an der mangelnden Leistungsfähigkeit der Netzinfrastruktur. Hier fordern die Naturschutzverbände mehr Tempo von Seiten der regionalen Netzbetreiber und dort wo notwendig auch begleitende politische Weichenstellungen durch die Landespolitik. Wie der Ausbau der Solarenergie so muss sich auch der Ausbau in Sachen Windkraft an ökologischen Kriterien messen lassen. "Artenschutz und Energiewende dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden, so Walter Beck Sprecher des LNV-Arbeitskreises Schwäbisch Gmünd. "Die Windparks dürfen nicht in die seit wenigen Wochen festgelegten Schwerpunktvorkommen seltener Fledermaus- und Vogelarten gebaut werden. Zudem muss die Landesregierung endlich überzeugende Artenhilfsprogramme auf den Weg bringen, um die gefährdeten Fledermaus- und Vogelpopulationen in der Fläche zu fördern. "Dies muss dann, so Beck, vor Ort umgesetzt werden.“

 

 

 

Presse Kontakte: 

 

LNV Arbeitskreis Schwäbisch Gmünd: 

Walter Beck 

LNV-Ak-Ostalb-west(at)lnv-bw.de

 

BUND Ostwürttemberg

Werner Gottstein

werner.gottstein(at)bund.net

 

NABU Ostalbkreis

Armin Dammenmiller

armin.dammenmiller(at)t-online.de

 

NABU Landkreis Heidenheim

Markus Schmid

schmid-heidenheim(at)t-online.de

 

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