Fahrrad Demonstration auf der B19
280 Menschen demonstrierten am Sonntag, den 25. Juni 2023 auf der B19
Wir lassen es rollen für eine Mobilitätswende!
Am Sonntag, den 25.Juni 2023 wurde die B19 zwischen Aalen und Heidenheim für unsere Fahrrad-Demonstration gesperrt. Gemeinsam haben wir ein Zeichen für eine klimafreundliche Mobilität von morgen gesetzt!
Von Aalen und Heideheim starteten wir zeitgleich. 280 Radler, darunter auch Kinder, trafen sich beim geplanten Millionen-Euro-Turbo Kreisel bei Oberkochen Süd zu einer gemeinsamen Kundgebung. Der Rückweg erfolgte über Nebenstrecken mit Zwischenkundgebungen in Aalen-Unterkochen und Königsbronn. Wir wurden professionell und freundlich von der Polizei begleitet.
Die Planungen für einen Radschnellweg zwischen Aalen und Heidenheim stecken fest. Ein zentrales Klimaschutzziel der Landesregierungist in unserer autozentrierten Region in weiter Ferne: : Bis 2030 sollen Bürgerinnen und Bürger jeden zweiten Weg zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen.
Dazu brauchen wir nicht nur in den Kommunen ein gutes und sicheres Radwegenetz für Alltagsradler, sondern auch schnelle regionale Radwegverbindungen abseits der verschlungenen touristischen Wege.
Die "Leichtigkeit und Schnelligkeit" des Autoverkehrs steht auch zwischen Aalen und Heidenheim noch immer an erster Stelle.
Der Verkehr ist das Sorgenkind des Klimaschutzes. In den letzten Jahrzehnten wurden in diesem Sektor so gut wie keine Erfolge zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen erreicht, weil Bundesregierung, Land und Kommunen zwar schöne Sonntagsreden über Klimaschutz und Nachhaltigkeit halten, aber eine Mobilitätswende immer weiter aufschieben.
Während hunderte von Millionen Euro aktuell in unserer Region in den (Aus)Bau und die Planung von Bundesstraßen fliessen, fristet der Umweltverbund ( die Fortbewegung zu Fuß, per Fahrrad oder mit Bahnen und Bussen) weiterhin ein Schattendasein.
Video der Schwäbischen Post vom 25.6.23
über den Aalener Demonstrationszug
ADFC Video Für gleichberechtigte Mobilität – Große Fahrrad-Demo zum Zeiss-Kreisel Oberkochen
SWR Aktuell Bericht vom 25.Juni 2023
über den Heidenheimer Demonstrationszug
Ausbau der Brenzbahn
Die unendliche Geschichte
Der Ausbau der Brenzbahn und die überfällige Elektrifizierung kommen nicht voran.
Für rund 72 Kilometer Strecke steht seit Jahrzehnten ein zweispuriger Ausbau und eine Elektrifizierung an, um eine Taktverdichtung, neue Bahnhalte und eine Nutzungsintensivierung für den Schienengüterverkehr zu ermöglichen.
Paket I: Ausbauplanungen für stündlichen IRE, Verlängerung der Linie Ulm - Langenau bis Sontheim/Brenz, mindestens zur Hauptverkehrszeit.
Paket II: Halbstundentakt zwischen Heidenheim und Aalen zusätzlich zum stündlichen IRE und neuer Haltepunkt Oberkochen Süd und Aalen Süd.
Paket III: Elektrifizierung der gesamten Strecke.
Güter auf die Bahn: Nachdem in den letzten Jahrzehnten fast alle regionalen Güterbahnhöfe aufgelöst und überbaut wurden, muss Platz für neue Infrastruktur gefunden werden. Der Regionalplanentwurf 2035 schlägt lokale Railports entlang der Brenzbahn bei Aalen- Unterkochen, Oberkochen, Heidenheim-Mergelstetten und Hermaringen vor. Unternehmen, die ihre Materialien und Produkte auf der Schiene transportieren möchten und nicht über einen eigenen Gleisanschluss verfügen, können damit die Abholung und Zustellung „auf der letzten Meile“ sicherstellen.
Wir sind der "alternative Mobilitätspakt"
Die sogenannten "Mobilitätspakte" in Baden-Württemberg sollen Lösungen für stark vom Verkehr belastete Regionen erarbeiten. Politik und Wirtschaft sitzen exklusiv zusammen an einem Tisch - Zivilgesellschaftliche Organisationen bleiben aussen vor und dürfen allenfalls Anregungen in den Prozess einspeisen.
Gemeinsam ergreifen wir daher die Initiative zu dieser Demonstration:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) e.V.
Verkehrsclub Deutschland (VCD)
Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club (ADFC)
Fridays for Future
Klimaentscheid Aalen
Solar Mobil Heidenheim
Deutscher Gewerkschaftsbund DGB
Ziel des Landes ist es "klimafreundliche Lösungen für den Verkehr" zu suchen und umzusetzen - doch wie kann das gelingen wenn straßenbaufixierte Akteure zusammensitzen und die Umsetzung von Maßnahmen priorisieren und steuern?
Im Mobilitätspakt Aalen-Heidenheim sind aktiv: Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg - Regierungspräsidium Stuttgart - Landkreis Heidenheim - Ostalbkreis - Stadt Heidenheim - Stadt Aalen - Stadt Oberkochen - Gemeinde Königsbronn - Carl Zeiss AG Voith GmbH & Co. KG - Paul Hartmann AG - Hochschule Aalen - Regionalverband Ostwürttemberg - IHK Ostwürttemberg - Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg mbH.
Es wurde ein Maßnahmenpaket vorgeschlagen, das auch viele sinnvolle Projekte im Sinne einer Mobilitätswende beinhaltet. Während diese aus unserer Sicht nur halbherzig verfolgt werden, befeuern die lokale Politik und Wirtschaft Straßenbau-Maßnahmen wie die B29a Albaufstiegstrasse Unterkochen-Ebnat sowie der B19 Kreisel bei Oberkochen und somit das weitere Wachstum des Auto- und Güterverkehr auf der Straße.
Radschnellwege:Potenzial unterschätzt
Vom Land geförderte Radschnellwege sollen mindestens vier Meter breit sein und kreuzungsfrei geführt werden sowie ein Mindestpotenzial des Radverkehrs erwarten lassen: 2000 Radfahrten in 24 Stunden sollen es sein.
Eine Potenzialstudie des Ostalbkreises erwartet auf der Strecke zwischen Aalen und Oberkochen 810 Radfahrende im Berufsverkehr sowie 810 Radfahrende im Freizeitverkehr in 24 Stunden, auf dem Teilstück Oberkochen-Heidenheim zwischen 600 bis 800 Radfahrenden.
Aus unserer Sicht unterschätzt man die Entwicklungsmöglichkeiten bei einer konsequenten Bevorzugung des Umweltverbundes: Das Kocher / Brenztal mit einer Vielzahl von erreichbaren Arbeitsplätzen in einer idealen Fahrradentfernung sowohl von Aalen als auch von Heidenheim aus bietet ideale Voraussetzungen.
Welche Entwicklung müsste der Verkehrsbereich für einen erfolgreichen Klimaschutz nehmen?
Im Motorisierten Individualverkehr (MIV) werden die Fahrleistungen durch eine Verkehrs-verlagerung auf den Umweltverbund und Verkehrsvermeidung bis 2040 um 38 % gegenüber 2019 sinken. In absoluten Zahlen bedeutet das eine Reduktion um 30,7 Mrd. Fahrzeugkilometer (Fzg-km). Zeitgleich findet eine starke Elektrifizierung der Fahrzeugflotte statt: Bis 2030 wird sich der Neuzulassungsanteil von Elektrofahrzeugen auf 100 % erhöhen, so dass dann 34 % der Fahrleistung im MIV elektrisch erbracht wird. In 2040 sind nur noch marginale Mengen an Verbrennern in der Pkw-Flotte enthalten.
Für die weiteren Verkehrsmittel wurden folgende Annahmen getroffen:
• Die Fahrleistungen mit Bussen im öffentlichen Straßenverkehr (ÖSPV) verdreifachen sich zwischen 2019 und 2040. In 2030 wird der halbe, in 2040 der komplette ÖSPV mit Elektrobussen erbracht.
• Die Verkehrsleistung im Schienenverkehr steigt zwischen 2019 und 2040 beim Personenverkehr um 141 %, im Güterverkehr um 54 %. Im Schienenverkehr werden in 2040 nahezu alle Verkehrsleistungen elektrisch erbracht.
Zitate aus: Forschungsvorhaben Sektorziele 2030 und klimaneutrales Baden-Württemberg 2040
B19-Kreisel ist ein „Faules Ei“
Der bei Oberkochen-Süd geplante Mega-Kreisel zu beiden Seiten der B19 wird rund 15-Millionen Euro kosten. Er wird als Ergebnis des Mobilitätspaktes Aalen-Heidenheim präsentiert, der sich die umweltfreundliche, nachhaltige, klimasichere Zukunft des Verkehrs zwischen Aalen und Heidenheim zum Ziel gesetzt hatte.
Mit unserer gemeinsamen Kundgebung an diesem Ort protestieren wir gegen diese unsinnige Planung.
Wie erfolgreich sind die Kommunen bei der Verkehrswende?
Ein verlässlicher Indikator ist die Entwicklung Zahl der PKWs pro 1000 Einwohner. Wir haben die Zahlen der amtlichen Statistik visualisiert. Rote Symbole bedeuten eine steigenden Tendenz, orange Symbole eine fallende Tendenz. Beispiel zum Verständnis: In Aalen ist die Zahl der PKWs pro tausend Einwohner binnen eines Jahres von 622 auf 632 gestiegen, das bedeutet einwohnerunabhängig 680 Autos mehr in der Stadt (bei 68000 Einwohnern)
Ein Klick auf Symbole zeigt die Entwicklung der Jahresdaten
Quelle: Tabelle Datenabruf Statistisches Landesamt BW