Die Birke - von Georg Schäfer
Wenn man den „Sieh dich für“ aus Wustenriet hinausgeht, kommt man schnell an eine Bank, da wo der Weg einen starken Knick macht. Hinter dieser Bank steht die noch junge Birke.
Ich kann mich daran erinnern, dass ich mit meinem Vater als Kind auf dieser Bank gesessen habe. Drei mittelgroße Birken standen hinter der Bank. Wenn man den Kopf zurücklehnte und in die Krone gen Himmel blickte, sah man die silbern glitzernden Untertseiten der Blätter, die im Sonnenlicht glänzten und sich im Wind bewegten. Man konnte eine ganze Zeit lang zusehen, es war wie der Blick in ein Lagerfeuer, interessant und beruhigend. Ich visierte ein Blatt an, verfolgte die Bewegungen dieses Blattes so lange wie möglich.
Eines Tages, ich wohnte auswärts, kam ich nach Hause, nach Wustenriet und stellte fest, dass die Birken gefällt waren. Ca. 10 Jahre stand die Bank alleine in der prallen Sonne, dem Wind schutzlos ausgesetzt. Ich entdeckte nie einen Menschen, der sich auf dieser Bank ausruhte.
Vor ca. 8 Jahren wurde hinter der Bank eine neue Birke gepflanzt. Sie ist ein „Vorbote“. Als erster heimischer Laubbaum zeigt sie ihr grünes Kleid. Die erste ist sie auch überall dort, wo Brachflächen neu zu besiedeln sind. Die Birke ist ja auch das Sinnbild des Lichts und des Frühlingserwachens. Im Maibaum hat diese Symbolik überdauert. Heute war ich wieder dort, um Bilder zu machen. Die neu gepflanzte Birke zeigt schon typische Merkmale, die aufgesprungene weiße Rinde an den Ästen, die bei älteren Bäumen richtig aufplatzt.
Ich würde mir wünschen, dass ich es noch erlebe, in ferner Zukunft, an dieser Stelle unter einem Birkenbaum zu sitzen, der genauso groß ist wie der, in den ich in meiner Kindheit blickte. Um mich herum die Wiesen und Felder genau so wie damals und heute.
Linden beim Tegut Markt - von Franz Sickert
Mein Baum-Freund ist eine Baumgruppe aus fünf Lindenbäumen in der Runde, so hoch wie die 2-3stockigen Siedlungshäuser im Hintergrund. Sie steht, wenn man von Mutlangen bzw. der Stauferklinik her nach Westen fährt, am Eingang des Gmünder Stadtteils Rehnenhof gegenüber vom REWE-Markt. Über die große Wiesenfläche oberhalb der B 298 habe ich mich beim täglichen Vorbeigehen und Vorbeifahren immer gefreut.
Seit Mitte Juli haben jedoch die Bauarbeiten für den Tegut-Markt begonnen, und wie das Foto zeigt, wurden schon zwei der fünf Bäume abgesägt und entfernt – ohne Rücksicht auf die Blütezeit. Wenn die drei restlichen Bäume ebenso beseitigt sind, werde ich mir leider einen anderen Baum-Freund suchen müssen. Doch dieses Stück wohltuender Natur wird mir für immer fehlen. Leider kam aus der Bevölkerung des Stadtteils kein öffentlicher Widerstand. Viele freuen sich auf den neuen Markt in der Umgebung von Lidl und Rewe. Die Natur stellt für solche Menschen leider keinen Wert dar.