Regionalverband Ostwürttemberg

B29n: Verkehrsplanung aus der Zeit gefallen

04. Mai 2021

Den Kreistagsmitgliedern im Ostalbkreis wurde anlässlich der Kreistagssitzung am 27. April 2021 eine Verkehrsuntersuchung zur B29n vorgelegt.

Den Kreistagsmitgliedern im Ostalbkreis wurde anlässlich der Kreistagssitzung am 27. April 2021 eine Verkehrsuntersuchung zur B29n vorgelegt. Nach genauem Studium der Vorlage kommt BUND Regionalvorsitzender Werner Gottstein zu dem Ergebnis: „Leider wurde den Kreisrät*innen nur eine schwammige und tendenziöse Untersuchung zur Kenntnis gebracht“. Das sind zum einen die Angaben zum Verkehrsaufkommen, die nicht plausibel sind.

Die Landesstelle für Straßentechnik führt im Auftrag des baden-württembergischen Verkehrsministeriums im ganzen Land das ganze Jahr über Verkehrszählungen durch. Auf der B29 wurden an der Zählstelle Bopfingen Nr. 81979 für das Jahr 2017 von Montag bis Sonntag im Durchschnitt 14.909 Fahrzeuge gemessen, 2018 mit 14.797 Fahrzeugen etwas weniger und 2019 stieg die Zahl wieder leicht an auf 15.189 Fahrzeuge. Da 2020 wegen Corona der Verkehr deutlich nachließ, schätzten die Planer in ihrer Analyse 2020 eine Steigerung des Verkehrsaufkommens auf 17.700 Fahrzeuge. Das sind in einem Jahr 2.511 Fahrzeuge mehr. Auch die Messzahlen an der Mess-Stelle Trochtelfingen/Pflaumloch Nr. 86131 gaben für 2019 ein tägliches Fahrzeugaufkommen von 7.527 an, während die Planer in ihrer Analyse 2020 mit 11.200 Fahrzeuge rechnen.      

Zum anderen sind auch die Angaben über die Führung der Umgehungsstraßen nebulös. Bei der sogenannten Nullplusvariante wird Pflaumloch und Trochtelfingen umfahren, dann soll der gesamte Verkehr durch Bopfingen geleitet und anschließend Aufhausen umfahren werden. Wer sich im Raum Bopfingen auskennt weiß, dass Aufhausen in einem engen Tal liegt und eine Umfahrung nur großräumig möglich ist. Dies dürfte vielen Kreisrät*innen, zum Beispiel aus dem Raum Schwäbisch Gmünd, nicht bekannt sein. Vermutlich soll bei dieser Variante der Verkehr durch Bopfingen über die Neresheimer Straße auf das Härtsfeld Richtung Hohenberg und Riffingen durch den Wald und Wasserschutzgebiet zur Röttinger Höhe geleitet werden. Dies bedeutet einen tiefen Eingriff in die Natur und Sicherheit der Wasserversorgung.

Unverständlich ist, dass nicht alle möglichen Varianten geprüft wurden, sondern nur die Nord- und Südvariante. Damit war klar, dass die von der Straßenbauverwaltung und der überwiegende Teil der Politik bevorzugte Südvariante als Favorit herauskommt.

      

In der Prognose für das Jahr 2035 werden 53 (!!) Wohnbaugebiete genannt. Unklar ist in welchem Umkreis diese entstehen sollen. Damit und mit zusätzlichen Gewerbegebieten wird eine enorme Zunahme des Verkehrs prognostiziert. Die Straßenbauverwaltung blendet vollkommen aus, dass in Bopfingen und Kirchheim zwischen 1995 und 2019 die Bevölkerungszahl um fast 1.000 Personen abgenommen hat. Und dass trotz der Ausweisung von mehreren neuen Baugebieten. Einen demographischen Wandel gibt es scheinbar bei den Planern nicht.

 

Wo eine Steigerung des Verkehrs um 10% bis 20 % bis 2035 herkommen soll, erschließt sich aber nicht aus den Zahlen der Straßenverkehrszentrale Baden-Württemberg (https://www.svz-bw.de/verkehrszaehlung/verkehrsmonitoring/ergebnisse). Der Verkehr ist entlang der B29 in den letzten Jahren nicht gestiegen, sondern eher konstant geblieben. Es stellt sich auch die Frage inwieweit die Straßenbauverwaltung die Klimakrise ausblendet oder gänzlich ignoriert. Alle Wissenschaftler*innen bescheinigen uns, dass der Verkehr drastisch in den nächsten 10 Jahren reduziert werden muss, um die Klimakrise nicht weiter anzuheizen. Der oberste Dienstherr der Straßenbauverwaltung Verkehrsminister Herrmann will bis 2030 die Fahrgastzahlen im öffentlichen Nahverkehr verdoppeln. Bundesverkehrsminister Scheuer lobt Milliardenbeträge zur Förderung des Radverkehres aus. BUND Regionalvorsitzender Werner Gottstein: “Alle diese Maßnahmen werden den Verkehr nicht ansteigen lassen, sondern deutlich reduzieren. Wir fordern daher ein Moratorium im Straßenbau und den Stopp weiterer Straßenplanungen. Das aktuelle Urteil des Bundesverfassungsgerichts macht deutlich, dass jetzt gehandelt werden muss für eine lebenswerte Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder. Nur so können wir das Pariser Klimaabkommen mit einer Erderwärmung um maximal 1,5 bis 2 Grad einhalten. Immerhin produziert der Straßenverkehr über 30 % der Klimagase.“

 

Der BUND Regionalverband fordert außerdem zum Schutz der Bevölkerung, dass auf der gesamten B29 zwischen Pflaumloch und Aufhausen innerörtlich sofort eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h für alle Fahrzeuge rund um die Uhr an allen Tagen eingeführt wird. Zwischen den Orten muss eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf maximal 70 km/h vorgesehen werden. Bei der Straßensanierung muss Flüsterasphalt bei der Ausschreibung schon vorgegeben werden. Mit diesen Maßnahmen wird die Lärmbelastung sofort deutlich reduziert und gleichzeitig wird durch weniger CO2-Ausstoß dem Klima geholfen. Mit diesen schnellen Maßnahmen kann die Politik zeigen, ob sie wirklich etwas für den Schutz der Bevölkerung und des Klimas unternehmen will.

 

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