Regionalverband Ostwürttemberg

Endgültiges Aus für den Ostracher 1000-Kühe-Stall

17. Februar 2022

Vier Landwirte im Landkreis Sigmaringen geben auf. Der BUND klagt gegen das nächste ähnliche Großprojekt bei Ellwangen.

Ostrach/Stuttgart. Der sogenannte 1000-Kühe-Stall in der Gemeinde Ostrach (Kreis Sigmaringen) wird nicht mehr zu Ende gebaut. Das zuständige Landratsamt Sigmaringen bestätigte am Dienstag Lokalberichte, wonach sich vier Landwirtsfamilien aus dem Ortsteil Hahnennest endgültig vom Projekt zurückziehen. Die Familien betreiben dort eine große Biogasanlage, die Gülle aus dem Großstall hätte auch die Stromerzeugungsmenge steigern sollen. Im vergangenen März gab allerdings der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg einer Klage des BUND statt. Die Richter stellten fest, die Folgen fürs Grundwasser seien durch das Landratsamt nicht ausreichend geprüft worden. Sie kassierten damit sowohl ein vorangegangenes Urteil des Verwaltungsgerichts Sigmaringen als auch das Plazet des Landtagspetitionsausschusses, dessen Mitglieder den Großstall ebenfalls für unbedenklich gehalten hatten. Daraufhin hatten die Landwirte mit dem Bau des 220 mal 58 Meter messenden Stalls begonnen. Nun sehen sie für eine Genehmigung keine Perspektive mehr.

Der BUND klagt unterdessen gegen das nächste ähnliche Projekt im Südwesten. Es handelt sich um die Erweiterung des Kobeleshofs in Ellwangen-Hintersteinbühl. Dort sollen nach Baufertigstellung 1313 Rinder sowie 171 Kälber gehalten werden. Anfang Februar haben die Umweltschützer Klage gegen das Land, vertreten durch das Landratsamt Ostalbkreis, eingereicht. Ähnlich wie in Ostrach habe das Amt die Folgen fürs Grundwasser durch Nitrat-Eintragungen unzureichend geprüft, so die BUND-Landesvorsitzende Sylvia Pilarsky-Grosch. Die Behörde habe „eine massive Gefährdung von geschützten Lebensräumen und ihrer Artenvielfalt in Kauf genommen“. Die Pläne sähen vor, die Güllemenge auf dem Kobeleshof, in einem Trinkwasserschutzgebiet gelegen, auf fast 20 Millionen Liter Gülle pro Jahr zu verdoppeln.

Widerstand leistet der BUND auch gegen den geplanten Bau eines Schweinestalls für 8000 Tiere in Langenburg-Nesselbach (Kreis Schwäbisch Hall). Dort läuft noch das Planungsverfahren. In einer Stellungnahme lehnten die örtlichen Umweltschützer den Bau ab, wie Christoph Schramm, Landwirtschaftsreferent beim BUND Baden-Württemberg, bestätigt. „Das Problem ist auch hier, dass die Behörden geltendes Recht nicht beachten“, sagt er. In diesem Fall sorgen sich die Umweltschützer jedoch nicht nur ums Grundwasser, sondern auch direkt um die Haltungsbedingungen. Massenställe für Schweine führten zu großem Leid, heißt es. Zudem beschleunigten solche industriell geführten Anlagen das Sterben von kleineren Höfen, weil die Pachtpreise für landwirtschaftliche Flächen nach oben getrieben würden. Im Fall Ostrach hatten auch viele badische Bauern scharfe Kritik an den Bauplänen geübt.

Zur Übersicht

BUND-Bestellkorb